Von der Elterninitiative zum Leuchtturmprojekt
Immer mehr Kinder und Jugendliche essen in Ganztagseinrichtungen wie Kita und Schule. Gerade für Schulen ist es oft schwierig, ein Mittagessen anzubieten, das den physiologischen und geschmacklichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler entspricht und gleichzeitig wirtschaftlich ist. Konkrete Unterstützung bietet die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V., die sich seit mehr als zehn Jahren für eine gesunde Ernährung in schulischen Einrichtungen einsetzt. Durch erfolgreiche Initiativen hat sie maßgeblich zur (Weiter-)Entwicklung der bundesweiten Schulverpflegung und der Ernährungsbildung beigetragen. Für diese Leistung wird sie am 9. Juni 2015 in Berlin mit dem Dr. Rainer Wild-Preis ausgezeichnet.
Schulverpflegung hat hohe Relevanz
Durch die zunehmende Berufstätigkeit beider Elternteile und die durch PISA ausgelösten Diskussionen um optimale Rahmenbedingungen für schulisches Lernen rückt eine ganztägige Betreuung immer stärker in den Fokus. Über 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche werden inzwischen ganztägig unterrichtet – Tendenz steigend. Schule ist nicht mehr alleine Bildungsstätte, sondern ein zentraler Lebensraum, in dem auch gemeinsame Mahlzeiten ihren festen Platz haben sollten. „Viele Schulen sind damit überfordert, ausgewogene und attraktive Mahlzeiten zu moderaten Preisen anzubieten. Häufig mangelt es an Professionalität und Erfahrung. Initiativen wie die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. sind wichtig, um Schulen bei dieser schwierigen Aufgabe zu unterstützen“, so Dr. Gesa Schönberger, Geschäftsführerin der Dr. Rainer Wild-Stiftung. „Wir freuen uns, mit dem Dr. Rainer Wild-Preis 2015 einen Vorreiter in Sachen Schulverpflegung auszeichnen zu können, denn die Ernährung von Kindern und Jugendlichen ist ein Thema von hoher gesellschaftlicher und politischer Relevanz.“
Von der Berliner Initiative zum bundesweiten Modell
Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. begann ihre Arbeit 2002 als Elterninitiative zur Verbesserung des Verpflegungsangebots an einer Ganztagsgrundschule im Bezirk Pankow. Durch das große persönliche Engagement des heutigen Vorstands entwickelte sich daraus die landesweite „Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin“, die gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und der AOK Berlin bereits 2003 für alle Ganztagsschulen die ersten „Berliner Qualitätskriterien für die Schulverpflegung“ erarbeitete – mit Empfehlungen z. B. zu Einkauf, Menüzusammenstellung oder Essensausgabe. Seit 2008 wurden nach dem Berliner Modell in allen Bundesländern Vernetzungsstellen Schulverpflegung eingerichtet, die im Rahmen des Nationalen Aktionsplans IN FORM vom Bund und den Ländern gefördert werden.
Gelungene Kommunikation
Alleingänge waren nie geplant. Von Beginn an hat die Berliner Vernetzungsstelle ein Netz kompetenter bundesweiter Kooperationspartner aus den Bereichen Bildung, Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Gesundheit aufgebaut und stetig erweitert. Daneben fördert sie die Kommunikation zwischen Verantwortlichen und Betroffenen von Schulverpflegung, das heißt zwischen Schulträgern, Schulen, Eltern und Kindern. „Angesichts der vielfältigen Anforderungen, die eine gute Schulverpflegung mit sich bringt, ist eine gelungene Kommunikation unabdingbar und Voraussetzung für die Qualitätsentwicklung. Denn nur gemeinsam“, so Vorstand Sabine Schulz-Greve, „können wir die Schulverpflegung langfristig etablieren und verbessern.“
Investition in die Zukunft
Der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. geht es nicht nur darum, Schülerinnen und Schüler satt zu machen. Schule ist ein idealer Ort, um Kinder und Jugendliche durch ein ausgewogenes und vielfältiges Angebot, durch gemeinsame Mahlzeiten und die Mitsprache bei der Auswahl und Gestaltung des Essens an ein gesundes Essverhalten heranzuführen. In der Schule haben sie die Chance, Neues auszuprobieren, Essen gemeinsam mit Freunden zu erleben und Verständnis gegenüber anderen (Ess-)Kulturen zu entwickeln. Dabei reicht es aber nicht, Schulverpflegung im Pausenraum zu belassen, denn sich gesund und nachhaltig zu ernähren muss genauso erlernt werden wie Lesen und Schreiben. Die Berliner Vernetzungsstelle setzt sich deshalb aktiv dafür ein, Schulverpflegung als Teil einer fächerübergreifenden Ernährungs- und Verbraucherbildung im Unterricht zu verankern.
Essen ist mehr als Ernährung
Will man die Akzeptanz durch Schülerinnen und Schüler und deren Eltern erhöhen, reicht es nicht, ein ernährungsphysiologisch „gutes“ Essen anzubieten. Schulverpflegung muss sich an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler orientieren, auch was Geschmack, Portionsgrößen oder das Ambiente im Pausenraum angeht. Dabei sind alters- und geschlechtsspezifische Vorlieben ebenso wichtig wie die multikulturellen Hintergründe der Schülerschaft. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. hat deshalb von Beginn an ihre Aktivitäten rund um die Qualitätsverbesserung durch zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen für alle Akteure der Schulverpflegung ergänzt. Unter der fachlichen Beratung der Berliner Vernetzungsstelle startete 2013 zudem eine landesweite Qualitätsoffensive der Senatsverwaltung Bildung, bei der künftig auch die bis dato häufig vernachlässigte sensorische Qualität geprüft werden soll, sprich auch Kriterien wie Geschmack, Geruch, Aussehen und Konsistenz des Essens. „Wenn es um eine gesunde Ernährung geht, sind alle Dimensionen des Essens wichtig“, betont der Stifter Prof. Dr. Rainer Wild. „Die breite Herangehensweise der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. spiegelt den Ansatz der Dr. Rainer Wild-Stiftung wider, dass nicht nur die Nährstoffsicherung, sondern auch esskulturelle, persönliche und sensorische Qualitätskriterien und Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen.“ Ein weiterer Grund, die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e. V. mit dem Dr. Rainer Wild-Preis auszuzeichnen.
Die Dr. Rainer Wild-Stiftung
Die Dr. Rainer Wild-Stiftung leistet einen Beitrag zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Ernährungsforschung, der Ernährungsbildung und einer lebendigen Esskultur mit dem Ziel, eine ausgewogene und gesunde Ernährung in der westlichen Gesellschaft zu fördern. Eigene Forschung und Wissenstransfer in Form von Veranstaltungen und Publikationen bilden den Kern ihrer Arbeit. Wissenschaftlichkeit, Souveränität und ein fachübergreifender Ansatz sind ihre Basis. Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, richtet sich die Stiftung an Fachleute, Wissenschaftler und Multiplikatoren. Die gemeinnützige und operativ tätige Stiftung wurde 1991 von dem Unternehmer und Wissenschaftler Prof. Dr. Rainer Wild in Heidelberg gegründet. Für herausragende Leistungen im Sinne der eigenen Ziele vergibt die Dr. Rainer Wild-Stiftung den mit 15.000 Euro dotierten Dr. Rainer Wild-Preis. Der Preis wurde erstmals 1993 vergeben.
Weitere Informationen:
www.gesunde-ernaehrung.org
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